Der Strommarkt wird in Deutschland von einigen wenigen großen Anbietern
beherrscht. Eine Folge des geringen Wettbewerbs ist eine für Oligopole typische Preispolitik, bei der sinkende Kosten nicht
automatisch an die Kunden weitergegeben werden. Ein Vergleich der jüngsten Strompreisentwicklungen für gewerbliche und private Kunden
verdeutlicht dies. Gewerbliche Großabnehmer, die den Markt sehr genau beobachten und
schnell auf Preisänderungen reagieren (und zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln), haben deutlich von sinkenden Einkaufspreisen für Strom an der Leipziger Strombörse profitiert. Private Kunden
und Verbraucher, deren Wechselbereitschaft lt. Statistik nur gering ist, sehen sich
im Gegenteil sogar mit steigenden Strompreisen konfrontiert.
Die nahe Zukunft
Die anstehende Entscheidung über die Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken
wird sicherlich großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der
Strompreise haben. Auch wenn Fragen zur Sicherheit und das Problem der Endlagerung radioaktiver Abfälle zunächst einmal außer Acht gelassen werden, kann
und wird eine solche Entscheidung die Strompreisentwicklung für private Haushalte negativ beeinflussen.
Die Kosten der Stromerzeugung werden sinken, zugleich wird die marktbeherrschende Stellung der Großanbieter
aber weiter gestärkt. Daher bleibt abzuwarten, ob der Verbraucher von sinkenden Kosten profitieren
wird. Aktuell ist festzustellen, dass kleine Stromanbieter aufgrund des Wettbewerbs
immer häufiger sogar Ökostromtarife anbieten, die günstiger als die Tarife der Großanbieter für konventionell erzeugten Strom sind. Dass dies trotz der höheren Kosten
für die alternative Stromerzeugung möglich ist, belegt deutlich, dass diese Kosten nur
geringen Einfluss auf die Verbraucherpreise haben.
Die gesetzlichen Regelungen stimmen
Als Folge der Liberalisierung des Strommarkts wird sicherlich eine ähnliche Entwicklung wie auf dem Telekommunikationsmarkt eintreten, wo ein intensiverer Wettbewerb zu drastischen Preissenkungen geführt hat. Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür sind geschaffen
und eine große Anzahl neuer Anbieter ist mittlerweile auf dem Strommarkt aktiv. Es
mangelt aber an der Bereitschaft der Verbraucher, die sich bzgl. Anbieterwechseln
zu zaghaft verhaltenn. Die in Deutschland viel zu hohen Strompreise
werden letztlich also vom Verbraucher selbst verschuldet.